Das Pferd soll wegfahren, in einen neuen Stall, alles ist eingeladen nur noch das Pferd muss verladen werden und schon steigt das Stresslevel des Beistzers ins unendliche an. Muss das sein, oder kann man das ganze durch gute Vorplanung und einen Leitfaden stressreduziert gestalten?
Ja das geht! Und zwar gar nicht mit viel Aufwand;
Den Transporter vorbereiten
Egal ob es sich um einen Anhänger, einen Pferdetransporter mit 3,5 Tonnen oder einen großen Pferde LKW handelt, die Vorbereitungen laufen fast immer identisch ab:
Zunächst muss das Transportgefährt auf einem geeigneten Platz abgestellt werden. Ideal ist es wenn es rundherum eben ist. Der Boden sollte Griff haben. Also entweder Wiese, Sand, Kies oder Pflasterboden sein. Betonboden ist häufig eher glatt und daher eher als problematisch anzusehen. Sollte die Rampe leicht kippeln wird dieses durch kleine Holzbrettchen oder Keile stabilisiert.
Anschließend muss (!!) Einstreu in den Transporter. Dies hat zwei Gründe:
- Gesetzliche Vorgabe
Da es sein kann, dass das Pferd Wasser lässt oder auch mit Durchfall auf den Transport reagiert, muss gemäß der STVO vorbeugende Maßnahmen gegen Verschmutzung der Fahrbahn ergriffen werden. - Tierschutz und Tierkomfort
Ein Pferdeanhänger mit Einstreu wirkt für das Pferd immer Einladender als ein Steriler Plastikboden. Nebeneffekt ist, dass durch das Einstreu Geräusche gedämpfet werden. Aluminiumanhänger können sehr leicht einen Hall erzeugen, welcher die Pferde bereits beim Einsteigen verunsichert.
Zum Schluss wird noch das Heunetz oder der Heusack gefüllt, an seinem Platz befestigt und in den Futtertrog etwas Müsli und/oder Obst gefüllt.
Auf welcher Seite wird das Pferd eingeladen?
Jedes Pferd entwickelt im Laufe der Zeit eine Lieblingsseite im Pferdeanhänger. Wenn man häufiger unterwegs ist merkt man es daran, dass das Pferd auf der einen Seite sehr ruhig steht in Kurvenfahrten und auf der anderen eher Gleichgewichtsprobleme hat.
Bei Pferden welche eher selten Gefahren werden, weiß man dies häufig nicht. Deshalb wird dann bevorzugt die linke Seite des Anhängers gewählt. Häufig wird dies mit der Kurvenlage, der hängenden Straße, den LKW auf der Autobahn auf der rechten Spur und vielen anderen Erklärungen bestärkt.
Wie wird das Pferd verladen?
Das erste Pferd hat den Luxus das man es ihm leichter machen kann. Die Trennwand bei einem Pferdeanhänger kann zur Seite gestellt werden wodurch die Einstiegsbreite deutlich mehr ist und das Pferd mittig auf der Rampe hinaufgehen kann. Bei den Tranportern hat das Pferd welches zuerst einsteigt noch mehr Platz zum drehen gegenüber dem 2. Einsteigenden.
Für den Transport trägt das Pferd ein Halfter mit einem Führstrick. Zum Anbinden im Anhänger benötigt man dann noch einen zusätzlichen Strick mit Panickhacken sofern nicht extra Anbindestricke im Transporter vorhanden sind.
Transportgamaschen sollten dem Pferd nichts neues sein. Entweder hat es schon häufiger welche getragen oder wurde bereits in den vorbereitenden Arbeiten in der Halle oder auf den Platz daran gewöhnt. Ansonsten reicht es auch als Schutz für Hufe und Beine auf Hufglocken und normale Gamaschen zurückzugreifen; jedoch sollten diese nicht zu Streng zugemacht werden sofern es welche mit Gummizug sind. Als Alternative kann auch Bandagen mit Bandagierkissen verwendet werden.
Die beteiligten Personen am Einladen tragen alle (!!!) feste Schuhe und Handschuhe.
Nachdem der Anhänger / Transporter vorbereitet ist wird das Pferd vorbereitet und an den Anhänger herangeführt. Die führende Person sollte dem Pferd gegenüber eine Führungsrolle haben und auf diesem Verhalten auch beharren. Die Hilfsperson geht schräg hinter dem Pferd und hat so automatisch eine treibende Position. Dabei sollte immer ein Sicherheitsabstand gegen Tritte eingehalten werden.
Normalerweise wird das Pferd nach kurzem Stocken willig dem Führer nachgehen. Sobald das Pferd an der Bruststange angekommen ist schwenkt die Hilfsperson die Trennwand in die Mitte und schließt die Heckstange. Jetzt kann der Führer das Pferd anbinden. Anschließend wird die Klappe verschlossen und zügig mit der Abfahrt fortgefahren.
Beim Ausladen wird genau andersherum alles gemacht. Zunächst geht der Führer zum Pferd und bindet dieses los. Anschließend macht der Helfer die Heckklappe auf und öffnet die Heckstange. Seine Postion ist nun neben der Rampe um das Pferd zu unterstützen gerade oder in Richtung Rampenmitte rückwärts zu treten. Aufjeden Fall sollte das Pferd von ihm auch angesprochen werden bevor er es berührt.
Eine zweite Person ist bei Pferden, welche beim Thema Verladen noch unerfahrenen sind von großem Vorteil. Hat man ein erfahrenes Pferd, welches den Ablauf bereits kennt, dann kann man das Verladen auch ohne Probleme alleine durchführen.
Pferde verladen leicht gemacht
Was macht verladen leicht oder schwer? Warum brauchen manche zum verladen ihres Pferdes eine gefühlte Ewigkeit und dann kommt jemand anderes und schwups ist das Pferd im Transporter?
Zum einen ist es die Gedankenstruktur der Person, welche Verladen möchte. Oft denkt der Besitzer vom Pferd „Oh Gott er wird nicht reingehen“, „Das wird heute wieder lange dauern bis er drinnen ist“, „hoffentlich verletzt er sich nicht wenn er neben die Rampe steigt“,……. Die Fremde Person kommt mit folgenden Gedanken: „Er wird kurz zögern und dann reingehen“, „Ich lasse ihm keine andere Option als einzusteigen“ oder ähnliches.
Zum anderen das Auftreten gengenüber dem Pferd. Das Pferd als Fluchttier würde höchst selten aus eigenen Gedanken darauf kommen in eine kleine Dose einzusteigen im Vergleich zur weiten Freiheit. Daher müssen wir als Menschen es den Pferden äußerst angenehm machen. Dazu gehört auch dass wir als Leittier die Zuversicht austrahlen das es in Ordnung ist in diesen engen Raum zu gehen.
Tips bei Problemen mit dem Verladen von Pferde
Nahezu alles Situation habe ich so schon einmal erlebt und beziehen sich sowohl auf einen Anhänger als auch einem Transporter.
Situation 1
Das Pferd geht mit dem Führer Zielstrebig zum Hänger, steigt mit den Vorderbeinen auf die Rampe und bleibt stehen bevor die Hinterbeine auf die Rampe treten. Wenn der Führer nun am Strick Zug ausübt schlägt es mit dem Kopf und macht einen kleinen Sprung rückwärts von der Rampe. Dieses Verhalten zeigt sich immer wieder im selben Muster.
Lösung 1
Die Hilfsperson übt sanften Druck auf das Pferd aus in Form von:
- mit der Stimme antreiben
- mit einer Gerte leicht treiben (nicht schlagen!!!)
- mit einer Longe welche an der Seite des Anhängers angeknotet ist (nicht mit dem Karabiner festhaken -> Bruchgefahr!!) wird um den Hintern des Pferdes auf Höhe der Sitzbeinhöcker die Longe geführt und übt so einen Druck nach vorne aus
Lösung 2
Bevor das Pferd selbstständig rückwärts treten kann schiebt der Führer das Pferd zurück und versetzt es sofort in Bewegung durch anlegen eines kleinen Kreises. Aus dieser Kreisbewegung heraus wird das Pferd in Richtung Rampe wieder vorwärts angeführt und es erneut versucht.
Situation 2
Das Pferd läuft bereits im Vorfeld mit kleinen Schlangenlinien hinter dem Führer her. Beim Versuch auf die Rampe zu treten tritt das Pferd sofort neben die Rampe und rennt seitlich am Anhänger vorbei.
Lösung 1
Den Anhänger an einer geeigneten Stelle mit seitlicher Begrenzung parken. Ideal ist eine Hecke. Bei einer Wand sollte der Abstand so gewählt werden, dass der Spalt zwischen Rampe und Wand entweder kleiner als der halbe Huf des Pferdes ist oder so groß dass der Huf gefahrlos rein und raus gleiten kann.
Lösung 2
Als Vorübung wird mit dem Pferd Führtraining gemacht um die Führungsposition klar zu stellen. Zusätzlich wird links und rechts am Anhänger jeweils eine Longe angeknotet. Hierzu werden statt der üblichen 1 Hilfsperson 2 benötigt. Diese halten die Longen als seitliche Begrenzung hoch. Ggf. können sie dieses dann auch Kreuzen und so das Pferd dur sanften Zug nach vorne im Vorwärts halten sobald das Pferd eigenen Schritte nach vorne macht sollte kein Zug statt finden damit das Pferd merkt dass es dies so richtig macht wenn es selbstständig rein läuft
Weitere Methoden als Unterstützung
Schrittweise
Manche Pferde sind so unsicher ob der Anhänger eine Gefahr ist oder nicht, dass sie sich schlichtweg nichtmehr bewegen. Hierbei kann man eine ganz einfache Methode als Hilfe nehmen. Der Mensch bewegt für das Pferd Bein für Bein. Dabei zu beachten ist die Schrittfolge des Pferdes. Also z.B. Hinten Rechts, vorne Rechts, hinten Links, vorne Links, hinten Rechts,…
Zum Beginn muss man schauen auf welchem Bein das Pferd gerade steht und welches es von selber als nächstes bewegt hätte dies stößt beim Pferd auf weniger Widerstand und erleichtert das Vorgehen.
Kopflonge
Dies ist eigentlich eine sehr alte Methode und kann durchaus hilfreich sein bei Pferden welche die Angewohnheit haben einfach ruckartig rückwärts zu ziehen. Als Vorbereitung wird ein langes Bodenarbeitseil oder eine Longe im Anhänger bereit gelegt. Das Karabineende läuft oberhalb von der Stange und das Losehandstück unterhalb. Diese Richtung ist wichtig damit das Pferd auch selbstständig bis ganz vorne gehen kann.
Das Pferd wird an die Rampe geführt, die Longe am Halfter eingehackt und dann das Pferd mittels einer Bodenarbeitspeitsche animiert selbstständig vorwärts zu gehen. Hierbei ist es hilfreich wenn man entsprechende Vorübungen in der Halle oder auf dem Platz gemacht hat. Als Hilfsmittel können hierbei Springständer als Anhängerboxen simulation helfen.
Als 2. Einsteigen
Bei einigen Pferden ist der einfachste Weg sie nicht als erster einzuladen sondern das andere Pferd zuerst. Dies geht natürlich nur wenn man zu 2. Weg fährt.
Wir hoffen, wir konnte so einige Ideen und Ratschläge für ein erfolgreiches Verladen euch mit auf den Weg geben.